Ich arbeite mit Licht.
Meine Fotografie verbindet technische Präzision mit experimentellen Ansätzen. Meine Bilder sind visuelle und introspektive Erzählungen.
Anders als die meisten Fotografen, die Momente in Sekundenbruchteilen festhalten, erschaffe ich meine Bilder langsam – durch Langzeitbelichtungen in der Nacht, bei denen ich mit natürlichem und künstlichem Licht surreal anmutende Szenen forme.
Inszenierung und Spiel
Jedes Bild vereint sorgfältige Planung mit einem freien, experimentellen Ansatz, der die Grenze zwischen Inszenierung und Spiel auflöst und Raum für Überraschungen lässt. Ich versuche es gar nicht erst, ein perfektes Bild zu machen.
Ich arbeite ohne Photoshop-Filter oder KI-Manipulation – nichts, was nicht auch in einer klassischen Dunkelkammer möglich wäre. Für mich zählt die unmittelbare Verbindung zwischen Licht, Raum, Zeit und Motiv.
Meine Bilder bewegen sich zwischen Präzision und Spontaneität und laden dazu ein, Licht nicht nur als Beleuchtung, sondern als plastische, erzählerische Kraft zu sehen.
Was ist echt? Was ist menschlich?
Was ist von Menschen geschaffen?
Was ist nicht von KI generiert?
Was ist tatsächlich authentisch?
Wie wollen wir das überhaupt bewerten können?
In Zeiten, in denen die Grenze zwischen authentischem menschlichem Handeln und dessen Ergebnissen und Künstlicher Intelligenz längst mehr als verschwommen ist, müssen wir Wege finden und beschreiten, die KI nicht gehen kann.
Performance und Spiel sind die vielleicht letzten Bastionen, die Menschen vorbehalten bleiben.
Homo Sapiens könnte als Modell bald ausgedient haben. Vielleicht ist Homo Ludens – der spielende Mensch – der richtige Ansatz.
Im Spiel ist es möglich, mit scheinbar irrationalem, vermeintlich unvorhersehbarem Verhalten Grenzen zu überschreiten und angenommene Regeln der Logik ausser Kraft zu setzen.
Wir können durch Betrachtung des Geschehen vor Ort und/oder Mitwirkung daran die Echtheit von etwas feststellen.
Das menschliche Handeln ist – ohne den Inhalt selbst bewerten zu wollen – offenbar echt und authentisch.
Nebenwirkungen
Das Fotografieren auf diese Weise kann sowohl körperlich als auch mental teilweise ziemlich anspruchsvoll sein, und jedes Bild hat seine eigene zusätzliche Geschichte.
Oft stehe, laufe, klettere, hocke oder verharre ich über längere Zeit in interessanten Positionen. Die Temperaturen können von eisig kalt bis unangenehm heiß reichen und Wind und Witterung machen die Aufnahmen nicht unbedingt einfacher.
Die Arbeit Nachts im Freien bringt zudem unvorhersehbare Begegnungen mit sich – neugierige Passanten, teils sehr seltsame Gestalten, aufmerksame Tiere und ständige Begleiter wie Mücken oder Zecken, die die Entstehung dieser Bilder besonders einprägsam machen.
Martin Doerken, geboren 1972, ist Fotograf und Designer aus Berlin.
